Von Andel nach Hertogenbosch nach Köln

Es ist soweit. Wir überlegen in den Zug zu steigen und nach Köln zu fahren. Das Wetter schlägt um, der Hintern brennt von der ersten Sekunde an trotz Iboprohen600. Die Strecke die wir gestern noch rausgesucht haben ist vielversprechend, sodass klar ist, sollten wir heimkehren, kommen wir definitiv an diesen Punkt wieder und setzten die Route bis nach Köln fort. Die Entscheidung wird in Hertogenbosch fallen, denn dort ist der Punkt an dem wir entweder weitere 100km bis zum nächsten sinnvollen Bahnhof fahren müssten oder in den Zug steigen.

Von Andel nach Hertogenbosch

Die Strecke ist noch immer schön anzusehen und zu befahren. Heute nieselt es leider von der ersten Sekunde an und es stürmt. Es gibt bessere Voraussetzungen zum Radfahren und dennoch ist es schön und macht Freude. Wir kommen recht gut voran, denn die Straßen gehören uns heute fast alleine. Wir finden uns außerordentlich gut zurecht, denn dieses Knotenpunktsystem ist toll und man muss sich nur eine Reihe von Zahlen merken oder aufschreiben.

Wir befahren den Deich und an einer Stelle passieren wir eine Tierschleuse. Das ist nichts kompliziertes sondern einfach von links nach rechts parallel verlaufende Planken oder Stangen, die immer einen großzügigen Freiraum bieten. Dadurch können die Tiere nicht aus ihrem Areal heraus. Radfahrer sei es empfohlen an dieser Stelle nicht zu stürzen, da man sich sonst leicht die Beine bricht. Wir überfahren einige dieser Schleusen und finden uns nach der dritten oder vierten in einer Schafherde wieder. Die süßen Dinger sind nicht zu beirren. Klingeln interessiert sie nicht, also heißt es slalomfahrend und bloß nicht stürzen denn man sieht den Boden vor lauter Schaafsschiss nicht mehr. Die Reifen fasse ich die nächsten Tage nicht mehr an. In jeder Rille werden wir gelderländischen Schafsdung importieren. Von Verkehrsregeln haben die Schafe noch nichts gehört und von platzmachen auch nicht. Also schlängeln wir uns die nächsten Minuten unseren Weg durch schaafiges. An der nächsten Schleuse wägten wir uns in Sicherheit, doch es folgte eine weitere Herde und noch viel mehr Dung und noch weniger Boden. Ausweichen ergab hier einfach keinen Sinn mehr und so pflügten wir den Dung mit unseren Rädern.

Schwierigkeiten in Hertogenbosch

Nach einiger Zeit erreichen wir ein Café und machen dort unsere erste Rast und fragen sicherheitshalber nach Unterkünften in Hertogenbosch. Das ist unsere Notlösung, wir wollen dort ggf eine Nacht verbringen und dann erst heim. In Hertogenbosch kommen wir wieder gewohnt gut zurecht. Oh bitte Köln mach das auch! Wir finden das empfohlene Hotel und wie schon mal erlebt, lassen die Betreiber die Türe zu. Ok also weiter ins Zentrum und dort nach der Touristeninfo gesucht, denn die Suchergebnisse sind zu ungenau und leider auch oft unzuverlässig gewesen. In der Touristeninformation ist man mit der Frage nach Unterkünften leider überfragt, also greifen wir doch auf die Suchergebnisse zurück und klappern ein B&B und Hotel nach dem anderem ab. Die Preise sind entweder gesalzen 125-200€ für eine Nacht oder die Betreiber öffnen gar nicht erst die Tür.

Eine Entscheidung treffen

Guter Rat ist teuer. Spontan heimkehren? Der Hintern trägt keine 5 Minuten mehr ohne fiesen durchdringenden Schmerz. Alles andere spricht für weiterfahren, aber der Druckschmerz ist nicht mehr zu überfühlen. Wir beschließen wehmütig zum Bahnhof zu fahren und in einen Zug zu steigen. Am Freitag müssen wir ja schon wieder los zu einer Hochzeit. Also haben wir gar nicht so viele Wahlmöglichkeiten. So ein Ticket für zwei mit zwei Rädern kostet 110€ und die Zugfahrt wird 4 Stunden dauern mit 3 Umstiegen.

610km in 9 Tagen mit einem Tag Ruhepause. Es war mehr Arbeit als ich gedacht hätte, aber jeder Anstrengung wert.

Das Fazit:

Sowohl England als auch die Niederlande sind immer einen Besuch wert. Die schnuckeligen Häuser/Kotten/Cottages die Landschaft und die Menschen sind einfach einladend. Billig sind die Länder beide nicht, aber dafür bekommt man auch etwas geboten. Die Menschen beider Länder waren hilfsbereit, kontaktfreudig und liebenswert. Nicht einmal waren wir Zeugen von Aggression, abstoßenden oder unsympathischen Menschen. Die Landschaften sind malerisch. In England sind es diese geschwungenen Hügel, die typischen Hecken an den Straßen, die süßen Dörfer und die vielen Farben. In den Niederladen sind es die Kanäle, Grachten und Füße, ihre Ufer und die Deiche und die nicht weniger süßen Kotten und Dörfer. Wir kommen wieder keine Frage. Auf der Zugfahrt haben wir von den nächsten Reisen auf dem Rad geträumt und konnten uns nicht entscheiden ob Island, Irland oder Schweden…