
Tag 3: Von Albersloh nach Bad Rothenfelde und dem Kampf gegen das Wetter
Der heutige Tag beginnt früh. Gestern abend hatte der allwissende “Wetter-Lurch” bereits vor Gewitter gewarnt. Leider bestätigt er das Ergebnis und wir müssen ab 13 Uhr mit Blitz und Donner rechnen und das länger. Unser allereinstigster charakterlicher Makel ist ja seit unserem Schweden-Urlaub unsere Angst vor Gewitter in freier offener Natur oder auf dem Wasser im Kanu. Brauchen wir nicht, wollen wir nicht also fort damit.
Also tun wir, was wir besonders gut können: spontan was anderes machen. Das besteht in diesem Fall eigentlich nur darin möglichst vor 10 los zu fahren, um herauszufinden, ob wir schneller als der Blitz sind!
Schnell, das Handgepäck geschnürrt, einen Schokoriegel auf der Fensterbank vergessen und schon sind wir bereit ausgiebig und in Seelenruhe zu frühstücken. Wir werden satt, ganz ohne Fleisch, damit beruhigen wir die überaus liebenswürdigen Gastwirte. Gestern äußerten sie nämlich ihre Sorgen, das der große Lurch doch wohl nicht von einem vegetarischen Frühstück satt wird. Beim rausgehen tun wir zum Dank besonders stark!
Wir verlassen den gemütlichen Familienbetrieb, der mit Liebe geführt wird und Unterstellplätze für Fahrräder und Pferde anbietet – das Münsterland at its best.
So ab auf die Straße und Druck auf die Pedalen bringen. Das Ziel sind 30km bis zum sehr frühen Mittag, um in die Reichweite der nächsten Dörfer zu gelangen. Der leicht ins Alter gekommene Radurlauber möchte beim Gewitter schließlich in einer Pinte oder einem Cafe unterstehen können.
Man merkt spätestens an der kleinen Bildergalerie, dass wir nur so durch die Region geflogen sind. Der Kilometerzähler rast für unsere Verhältnisse geradezu. In grossen Schritten kommen wir dem Ziel näher und konzentrieren uns bald nicht mehr nur auf die Flucht sondern fangen wieder an, die Gegend und die Luft zu geniessen.
Was wir uns in den Städten antun ist unglaublich, und die Luft hier meistens toll obwohl phasenweise mit einem Dungbouqett versetzt. Als Landei kennt man den Geruch, wirklich stören tut er den Lurchi nicht mehr. Die Karo ist nach wie vor der Meinung, man sollte sich nix vormachen, es riecht nach Scheiße.
Wir passieren tolle weitläufige Landschaften, große Weideflächen und zumindest einige glückliche Tiere auf den Weiden. Der Trend auf dem Land geht zum Pferdehotel, es scheint also einen Markt für Überlandreitende zu geben. Bisher nie gesehen, aber nachvollziehbar und verbreitet.
Nach zwei Stunden schließt sich links von uns die Landschaft. Ein tiefgrüner Wald, hügelig, weitgezogen. Wir kommen an den Teuteburger Wald. Die Hügel flössen Respekt ein, vor allem weil wir wissen, dass wir morgen da irgendwo nach Norden durchbrechen müssen.
Na das wird was.
Es kommt wie es kommen muss, der Regen und das Gewitter kommen nicht in unsere Nähe, da es sich die Wetterfront auflöst. Die logische Schlussfolgerung: Ja wir sind schneller als der Blitz! Wir gewinnen den Kampf gegen das Wetter und gegen uns.
Nachdem der “Wetter-Lurch” diese gute Neuigkeit verkündet, fangen wir mit bummeln an und halten auch mal für Fotos. Mit dem Gepäck ist das Tempo nichts für jeden Tag, aber man muss sich dennoch herausfordern.
Das Ziel Bad Rothenfelde erreichen wir im Rekordtempo gegen 13 Uhr. Und wir werden überrascht. Ja es ist eine Stadt fest in der Hand von Rentnern und Gebrechlichen – kein Wunder ist ja ein Kurort. Aber was dieser Kurort hier anbietet ist uns völlig neu. Daher folgt nun eine Passage Wissenswertes.











Was ist was: Das Gradierwerk!
Ein Gradierwerk ist ein hoher Wall aus Reisig, durch den Sole gespült wird. Dabei wird die Sole einerseits gereinigt und gradiert, was nichts anderes bedeutet als dass der Wirkstoffgehalt erhöht wird – sprich konzentriert. Das macht man hier seit laaaaanger Zeit und hat früher auf diese Weise Salz gewonnen.
Heute macht man das für eine tolle und heilende Luft durch/mit hohem Salzgehalt. Verrückte Idee, die total wohltuend ist. Man kann sogar in diese Gebilde reingehen und dann am Ende in eine Art Salzinhalatorkammer. Man sieht nix, aber man wird in kaltem Salzwassernebel quasi von selbst geheilt. Das wiederum zieht ziemlich viele Menschen an – und wie so oft: Ich will so ein Teil…. am besten im Garten. Mal sehen wo wir nen passendes Grundstück finden.