
Tag 6- vom Steinhuder Meer nach Bergen und von Regen satt
Wir sind am nördlichen Ufer des Steinhuder Meers untergekommen. Hier riecht es so gar nicht nach Meer, aber es sieht verdammt danach aus. Sandstrand, gutriechender Kiefernwald, weiter Blick, nette Stege mit Seegelböotchen und die Insel mit Festung Wilhelmstein in Sicht. Ahoi…
Unser Hotel heißt passenderweise Strandhotel und bedient sämtliche Klischees eines in die Jahre gekommenden Surferschuppens mit angeschlossener Beachbar. Und wenn man schon mitten drin ist, dann schlürft man selbstverständlich bei Nieselregen und kühlen Temperaturen einen erfrischenden Cocktail an der freien Luft. Danach steigen wir umgehend auf Bier um, das erscheint uns schlüssiger…
Am morgen geht es wieder früh los. Zugegeben nicht ganz freiwillig. Es gibt nur bis 9 Uhr Frühstück und das Hotel ist hellhörig.
Der allwissende “Wetter-Lurch” handelte klug und warnte mit einer angemessenen Schonfrist vor Regen. Daher hatten wir genug Zeit, uns moralisch mit motivierenden Parolen auf den bevor stehenden Regen einzustellen.
Bisher sind wir diesem Schicksal entgangen…aber jede Strähne ist mal zu Ende!
Achtung Spoiler: wir fahren 40 von 67 km im Regen.
Der heutige Plan bestand mal wieder daraus, so früh wie möglich so viele Kilometer zu schrubben, wie es geht. Es hat ja schon mal geklappt einem Unwetter davon zu fahren.
Die ersten 30 km fliegen nur so an uns vorbei. Das Wetter ist stabil, wenn auch sehr kühl – vor allem weil wir gestern gewaschen haben und nichts davon trocken geworden ist. Was Trockenes wollten wir mit den Wetterausichten nicht anziehen, also strafen wir uns mit klammer Kleidung für diese dämliche Idee.
Der Weg ist ein Traum, erst entlang eines Moors dann durch Forst, menschenleer, ohne Autos, völlige Stille bis man die ersten Tropfen auf den Blättern hört.
Der Regen macht uns zunächst nicht viel aus, da uns die Bäume gut schützen und es nur ein wenig auf uns tröpfelt, aber die richtigen Schauer werden noch kommen. Wir fahren kilometerlang durch tolle Waldwege unterbrochen von großen herrlichen Weiden.
Wir kommen vom Forstweg zur Landstrasse, in eine Heide, die vom Militär genutzt wird und immer wieder durch kleine Ortschaften.
Der Weg ist mal asphaltiert, mal mit Kies und auch mal mit Schlamm – viel Schlamm!
Dieser befindet sich bald nicht nur auf den Beinen sondern auch auf dem gesamten Fahrrad. Die Makina läuft bald nicht mehr rund, die Bremsen klirren und Kette und Ritzel machen fiese Geräusch – Verschleiss ich komme. Anschließend fahren wir auf den asphaltierten Abschnitten mit Karacho durch alle verfügbaren Pfützen, um das Rad etwas sauber zu bekommen. Selbstverständlich nur deswegen, es macht auf keinen Fall Spaß.
Bis zum KM 50 läuft es dennoch gut. Wir kommen voran, sind noch nicht völlig durchnässt, aber die letzten KM sind die härtesten. Es geht permanent wenn auch nur leicht bergauf und dem zollen Moral und Muskeln Tribut.
Die KM rasseln nicht mehr, sie kriechen, dafür nimmt der Regen immer mehr zu. Die Nässe dringt immer weiter durch die Kleidung. Es wird immer kühler und jeder KM wird anstrengender. Immer wieder kommt eine kurze Senke und wird immer gefolgt von einer Steigung, die uns fordert.
Während man zu Beginn gar nicht schnell genug gucken konnte, um den KM-Zähler beim Voranschreiten zu beobachten, ist es nun genau andersrum. Statt einer Stunde, die wir laut Hochrechnung hätten brauchen sollen, zieht sich die Strecke wie Kaugummi… Gefühlte Stunden später erreichen wir unser Ziel Bergen.
Passend für die Vegetarier werden wir heute Nacht über einem Steak-Haus schlafen. Am Hotel findet sich niemand. Patschnass suchen wir nach jemanden für den Checkin. Wir suchen einige Minuten lang, bis wir die Tür direkt neben unserem Parkplatz sehen. Ja man könnte einfach mal dran ziehen. Tada: eine Rezeption. So wenig besetzt wie die Tür verschlossen. Keine Klingel. Internet sei dank finden wir die Nummer des Hotels heraus… nach müde kommt dumm!
Räder waschen, alles trocken legen, einkaufen, futtern, bloggen, tot ins bett umfallen.
Hier eine kleine Exkursion zum Thema Regen beim Radfahren:
1. Machste nichts dran
2. Schönwetterfahren kann jeder
3. Einfach weitermachen und Kleidung anpassen
4. Geniess das Gefühl wenn dir das Wasser in die Schuhe fliesst und der Dreck an den Beinen kleben bleibt
5. Schönwetterfahren kann jeder
6. Fotos bleiben bei miesem Wetter auf der Strecke – machste nichts dran